Wende dich nach innen und erkenne deinen tiefen Wesenskern
Diese Woche sind wir bei unserem Meditationskurs das sechste und letzet Mal von diesem Meditationskurs zusammengekommen, um gemeinsam einfach zu sein.
Es war mir auch bei diesem fünften yogaleichten Meditationskurs wieder eine Ehre euch zu begleiten. Die monatlichen Begegnungen im edlen Schweigen sind auch für mich immer wieder sehr tiefe und wertvolle Erfahrungen in unserem Meditationskreis.
Zum Abschluss dieser Meditationsreihe, habe ich uns folgenden Text zur Einleitung vorgelesen:
Jeder Augenblick ist einzigartig, vollkommen unschuldig, immer bereit erfahren zu werden.
Dieses offene, friedvolle Sein ist bei genauere Betrachtung Liebe. Es ist die Liebe die nicht urteilt. Es ist die bedingungslose Liebe, die alles liebt ohne etwas verändern zu wollen. Diese Liebe bringt dich nach Hause. Du brauchst dafür nichts zu tun, sondern einfach alles friedvoll sein zu lassen.
Es ist nicht einfach dieses Gefühl und den Weg dahin in Worte zu fassen. Es ist etwas was wir erleben dürfen. Es ist dieses etwas, das wir tief in uns finden, wenn wir uns immer wieder nach innen wenden und wir von Moment zu Moment immer mehr erkennen dürfen. Es liegt in unserer Natur, glücklich zu sein. Denn genau genommen, ist unsere Natur Glück und Liebe.
Statt Ausdauer, Kraft und Koordination trainieren wir durch Meditation und Achtsamkeit Stabilität, Klarheit und Frieden. Wir erinnerun uns, das sind die drei Qualitäten eines geschulten und stabilen Geistes. Durch das regelmässige Meditieren gewinnen wir etwas vom Wertvollsten, was wir für unseren Alltag erlernen können, dies ist die Fähigkeit zur Konzentration. Dies macht uns auch zu viel besseren Beobachtern. Wir erkennen viel schneller, wenn wir in negative Gedanken abdriften und werden sofort wieder auf das fokussieren können, was uns erfreut. Wir nehmen nicht mehr alles für bare Münze, was in unserem Geist auftaucht. Denn wir wissen auch, wir sind nicht unsere Gedanken und der Beobachter kann nicht das Beobachtete sein.
Ein stabiler Geist, kann sich über längere Zeit auf ein Objekt konzentrieren. Leider ist das Wort «Konzentration» in unserer Gesellschaft auch mit vielen negativen Assoziationen belastet. Wir verbinden es zum Beispiel mit Schule, Anstrengung und harter Arbeit. Alle von uns waren Mal lebendige, glückliche und freie Wesen, bevor wir uns dem Schulsystem unterordnen mussten. Dort galt es ja, meistens still zu sitzen und sich zu konzentrieren. Und welches Kind hat schon Freude daran? Die Assoziation, dass Konzentration etwas Schweres, Mühseliges und Kraftaufwendiges ist, entstand aber nur, weil wir uns auf Dinge konzentrieren mussten, die uns vielleicht gar nicht interessierten. Sie entstand nicht weil Konzentration an sich unangenehm ist. Ganz im Gegenteil. Denn eine erhöhte Konzentration in einem Lebensbereich, der uns interessiert, führt unweigerlich zu einer sogenannten Flow-Erfahrung. Wir erleben, dass alles im Fluss ist, dass wir im Fluss sind.
Konzentration — also geistige Stabilität — erlaubt uns, tief in eine Aktivität einzutauchen und im wahrsten Sinne des Wortes in ihr aufzugehen.
Wir alle kennen bestimmt dieses Gefühl, durch die Zeit zu schweben, wenn wir vertieft einer Leidenschaft nachgehen, Musik zu machen, zu malen, einfach kreativ zu sein, ein spannendes Buch lesen, hochkonzentriert Yoga oder Sport machen oder wenn wir einfach bewusst in der Natur unterwegs sind und den Vögeln auf den Bäumen lauschen. Dann sind wir völlig vertieft, merken weder Raum noch Zeit, keine Müdigkeit und kein Hungergefühl und manchmal nicht einmal, wenn uns andere Personen ansprechen.
Egal ob diese Flow-Erfahrung Minuten oder Stunden gedauert hat — wenn wir daraus wieder »auftauchen» fühlen wir uns höchst zufrieden, mit dem was wir gerade erfahren oder getan haben.
Auch für gelungene zwischenmenschliche Beziehungen ist Konzentration die Geheimzutat. Das Wertvollste, was wir unseren Mitmenschen geben können, ist unsere Aufmerksamkeit. Mit einem stabilen Geist, sind wir in der Lage, einem anderen zuzuhören, und mit ihm mitzufühlen ohne zu werten oder das Gegenüber verändern zu wollen.
Nicht zuletzt ist ein stabiler Geist der Schlüssel für tiefere Einsichten in der Meditation. Ein Geist, der sich nach jedem zweiten Atemzug wieder in Alltagsproblemen oder in Tagträumen verliert, hat kaum die Möglichkeit, »tiefer» in die Natur der Wirklichkeit zu blicken. Ein stabiler Geist hingegen hilft uns, ein Meditationsobjekt Atemzug um Atemzug immer tiefer zu betrachten. Unser Körper kann sich dabei entspannen, unser Energiesystem kann sich wieder regulieren und wir lassen ganz einfach von Moment zu Moment zu, immer tiefer zu schauen und zu begreifen. Und genau so begegnen wir ganz automatisch unerem inneren Wesenskern. So einfach ist das — bleiben wir also dran und üben geduldig einfach weiter und weiter.
Quellenangabe: Inspiriert aus der Lektüre von »Meditation», von Peter Beer und aus meinen eigenen Meditationserfahrungen.
Wir liessen diese einleitenden Worte, in Stille einfach noch etwas auf uns wirken.
Als sich das Gehörte etwas setzen durfte, widmeten wir uns einer Übung von Ayya Khema. Die geführte Metta Meditation heisst «Liebende Geduld».
Wie wir vielleicht bereits alle festgestellt haben, braucht es viel liebende Geduld auf dem Meditationsweg und natürlich auch sonst im Leben.
Bei dieser Metta Meditation fängt man immer bei sich an, und geht mit der Übung weiter zu den Eltern, ob sie noch am Leben sind oder nicht. Danach schenken wir liebende Geduld den uns nächsten Menschen, mit denen wir vielleicht auch zusammenleben. Als nächstes gehen wir zu den Freunden, Bekannten und Verwandten und geben ihnen von unserer Liebe und Geduld. Dann verschenken wir von unserer liebenden Geduld an alle Menschen die uns in unserem Alltag immer wieder begegnen und ebenfalls einen wichtigen Teil unserer Lebens ausmachen. Als nächste Aufgabe in der Übung, ist es immer auch wichtig den schwierigen Menschen in unserer Leben ebenfalls von unserer Liebe und Geduld zu schenken. Vielleicht sind das Menschen die wir ablehnen oder die uns ablehnen, welche uns Schwierigkeiten machen oder wir im umgekehrten Falle sie vielleicht verärgert haben. Durch das Üben darf etwas von dieser Bürde oder der Last abfallen. Als Fortsetzung öffnen wir unser Herz für ganz viele Menschen und lassen alle unsere Liebe, Güte und Geduld spüren. Anfangend mit allen Menschen im Meditationskreis, dann alle aus unserem Dorf oder der Heimatstadt, ob wir sie kennen oder nicht. In unserem Herzen ist einfach unendlich viel Raum für alle Menschen und Wesen, auch solche die wir ablehnen oder ihre Ideen für falsch ansehen oder ihre Handlungen nicht schätzen. Wir haben für alle Liebe und Geduld zu verschenken. Wir wollen nichts verändern sondern einfach das Gute entwickeln und der liebenden Geduld ganz viel Raum geben. Um die Metta Meditation abzuschliessen richte immer wieder die Achtsamkeit auf dich selbst und umarme dich nochmals mit liebender Geduld einen guten Moment.
Es geht bei dieser Übung immer wieder darum das Verständnis zu entwickeln, dass wenn wir geduldig und liebend sind, wir alles verändern können. Wenn wir die liebende Geduld immer und immer wieder in uns kultivieren, werden wir ein tiefes Gefühl von innerer Harmonie empfinden.
Mögen alle Menschen immer wieder von ihrer liebenden Geduld und von ihrer Herzenswärme verschenken und ihre Liebe in die Welt hinaus senden.
Im Anschluss haben wir uns dann geduldig noch einen guten Moment in die Stille begeben und gemeinsam geübt unsere Achtsamkeit auf ein Konzentrationsobjekt unserer freien Wahl zu lenken. Dies konnte ein Bodyscan, ein Mudra, ein Mantra oder ganze simpel einfach unser Atem sein.
Beendet haben wir unsere Meditationszeit wie immer mit einer kurzen Endentspannung.
Ich danke euch allen nochmals ganz herzlich fürs Dabeisein beim Yogaleicht-Meditationskurs. Es hat mich sehr berührt, dass wieder viele am Gemeinsamen Sein im edlen Schweigen teilgenommen haben und auch weiter interessiert sind am Meditieren dran zu bleiben. Sei es zu Hause im stillen Kämmerlein oder auch in der Gruppe bei Yogaleicht. Gerne halte ich euch auf dem Laufenden, wann der nächste yogaleichte Meditationskurs stattfinden wird.
Nun wünsche ich dir von Herzen viel liebende Geduld mit dir und auch mit anderen Menschen und ich freue mich auf die nächsten Begegnungen, sei es beim gemeinsamen Yogaüben oder Meditieren.
Namasté Corinne