Pramāna-viparyaya-vikalpa-nidrā-smrtaya || 1.6 ||
Erkenntnis-Irrtum-mentale Konstruktion-Schlaf und Erinnerung
Gestern beendeten wir mit der sechsten Lektion auf Video unseren Meditationskurs. Ich hoffe ihr konntet bei euch Zuhause das Verweilen im Stillen geniessen. Ich bin froh, dass dank dem Videounterricht das gemeinsame Meditieren trotzdem weitergehen durfte, denn gerade in stürmischen Zeiten ist das Einkehren in den inneren Frieden so heilsam.
Wie gewohnt, gebe ich euch mit meinem Yogaleicht-Blogbeitrag den Mediations-Impuls nochmals auf diesem Wege weiter. So könnt ihr das Gehörte und Geübte der gestrigen Meditation nachholen oder weiter verinnerlichen.
Hier zu deiner Erinnerung:
Es ist jetzt eifach wieder Zeit zum Sein. Ich lasse mich wie immer ganz erwartungsfrei auf das Meditieren ein und geniesse das Verweilen in Stille ganz alleine mit mir selber.
Ich empfange ganz offen die einleitenden Worte und nehme die geistige Nahrung aus dem Yoga-Sutra entspannt auf und nutze die Meditationsübung zum inneren Frieden als eine weitere kostbare nächste Erfahrung auf meinem ganz persönlichen Meditationsweg.
Hier nun für dich der sechste Vers aus dem ersten Kapitel des Yoga Sutra:
Pramāna-viparyaya-vikalpa-nidrā-smrtaya || 1.6 ||
–> Was übersetzt heisst: Erkenntnis-Irrtum-mentale Konstruktion-Schlaf und Erinnerung
Pramana –> ist die richtige Erkenntnis, viparyaya –> der Irrtum, vikalpa –> die Einbildung oder mentale Konstruktion, nidra –> der Schlaf, smrtayah oder smriti –> die Erinnnerung
Das sind nun also die fünf Arten von psychischen Aktivitäten. Sie können leidvoll und oder auch auch angenehm sein.
Hier beschreibt Patanjali die fünf Aktivitäten der Psyche in einem logisch nachvollziehbaren Schema, als Verfasser eines psychologischen Lehrbuches.
Jede dieser Aktivitäten zeichnet sich durch einen spezifischen Bezug zur Realität aus. Die Erkenntnis als eine angemessene richtige Erfassung der Wirklichkeit. Der Irrtum als nicht angemessene, fehlerhafte Erfassung der Wirklichkeit. Die mentale Konstruktion als eine innere Überzeugung von einem Wirklichkeitsbild ohne Realitätsgehalt. Der Schlaf als fehlende Erfassung der Wirklichkeit und die Erinnerung als Bewusstseins-Inhalte, welche der früheren Wirklichkeit entsprechen.
Wenn man sich Achtsamkeit erlaubt oder sich die verschiedenen Aktivitäten der Psyche so richtig bewusst macht, wird es möglich klarer zu sehen und besser zu begreifen was gerade in uns abläuft.
So können wir immer mehr erkennen, dass wir uns täuschen oder an einer mentalen Konstruktion oder an einer Projektion nachgehen. Das kann sehr hilfreich sein und uns und andere Menschen vor Verletzung und Schaden bewahren. Es hilft auch sich zu erinnern und zu begreifen, was in der Vergangenheit geschehen ist. Da bietet sich uns wiederum eine Möglichkeit an, aus Irrtümern und aus dem was gefehlt hat, zu lernen oder sich dessen noch bewusster zu werden.
Das Yoga Sutra zeigt uns einmal mehr auf, dass der Yoga eine praktische Lebensschule ist.
Auch dieses Mal empfehle ich dir noch die folgende Übung zum 6. Vers, welche du dir irgendwann schenken kannst:
Bei dieser Übung braucht es wieder nur Papier und Bleistift und es geht dabei um die Gewinnung von neuen Erkenntnissen und zwar durch die Auflösung von Irrtümern.
Schreibe dir ganz einfach drei Situationen auf, in denen du dich in der Einschätzung gründlich geirrt hast und was du daraus lernen durftest. Das ist schon alles, falls du dir später einmal Zeit geben möchtest zu reflektieren.
Jetzt gebe ich uns noch ein paar weitere Impulse zur Meditationsübung mit auf den Weg:
Es ist dieses Mal eine Meditationsübung bei der wir uns in den inneren Frieden in uns selbst begeben. Es geht dabei darum die Aufmerksamkeit sanft und liebevoll auf den eigenen inneren Frieden zu lenken. Es geht darum nachzufühlen, wie Zufriedenheit und Selbstbejahung und der innere Friede miteinander zusammenhängen. Oder wie das Eine das Andere bedingt.
Probiere in der Stille während der Meditation einfach offen für all das zu sein, was zum Vorschein kommen möchte. Das können Empfindungen sein, die nicht im Frieden sind, Schmerzen oder Verletzungen. Versuche dann einfach dabei zu bleiben und erwartungsfrei es etwas auszuhalten. Gehe diesen Empfindungen möglichst entspannt entgegen und sag innerlich Ja zu dir und zu deinem Lebensweg. Vielleicht kannst du sogar dir selber und anderen verzeihen für all das was geschehen ist. Verzeihen ist eine grosse Kraft und basiert auf purer und bedingungsloser Liebe.
Du wirst erfahren und von Moment zu Moment erleben, wie in einer Meditation über den inneren Frieden, diese wunderbare unbeschreibliche grosse Kraft der bedingungslosen Liebe immer mehr und mehr wachsen wird. Wenn du dich regelmässig mit dieser liebevollen Energie des Seins und vom Ruhen im inneren Frieden verbindest, verinnerlichst du auch das Wissen, dass du diesen Frieden immer in dir trägst.
Om Shanti, Shanti, Shanti Om:
Das Sanskritwort Shanti beinhaltet eine yogische Qualität. Der innere Frieden ist dann erreicht, wenn unsere Gedanken und Gefühle und unsere Wahrnehmungen alle zur Ruhe gekommen sind. Und wir in dieser Ruhe, das Feld von diesem Raum des inneren Friedens erfahren und erleben können. Die Meister der Yogatradition waren der festen Überzeugung, dass der Friede im Inneren beginnt.
Wenn wir ein stabiles Fundament in uns finden, einen Raum in uns finden, der friedvoll ist, stark und stabil ist, dann haben wir die Möglichkeit diesen inneren Frieden in unser Leben hineinzutragen, in unsere Beziehungen, in unsere Kommunikation mit anderen.
Dann müssen wir nicht mehr zu gewalttätigen Mitteln greifen oder gewalttätige Kommunikation umsetzen. Gefühle dürfen sein, aber Verletzungen müssen nicht sein. Also alle Gefühle, die wir empfinden können, Freude, Trauer, Wut, Zorn, alles das darf auch im integrativen Yoga gefühlt werden. Aber wenn diese Gefühle in einem gewissen Kontakt bleiben mit dem Raum des inneren Friedens, dann werden sie uns nicht beherrschen, dann werden wir einen Weg finden, der friedvoll ist, um mit den Konflikten und den Belastungen unseres Lebens umgehen zu können.
Wenn du die Übung Zuhause wiederholst, leite dir selbständig das Aufrichten im Sitzen an, wie du es gewohnt bist:
Schaue vor allem darauf, dass du eine für dich angenehme, entspannte Sitzposition einnehmen kannst, welche du auch für gute 20 Minuten halten kannst. Es geht dabei nicht darum dir den perfekten strengen Yogasitz erarbeiten zu müssen an dieser Stelle, sondern es geht darum, dass du in den geistigen inneren Raum vom Frieden in dir eintreten darfst.
Hier wiederhole ich nun die Meditations-Übung zum inneren Frieden:
Wir beginnen nun ganz sanft unsere Aufmerksamkeit auf den inneren Raum vom Frieden zu lenken. Wir können uns jetzt vorstellen, dass wir eine Türe finden, und dass die Türe zu einer Treppe führt, die nach unten führt. Der Raum in dem sich die Treppe befindet ist sanft erleuchtet, ein sanftes Strahlen begleitet uns. Und wir gehen achtsam die Treppe hinunter , Stufe um Stufe, um in unseren inneren Raum zu kommen.
Vielleicht geht der Weg auch Mal nach rechts oder nach links. Wir gehen ganz vertrauensvoll einfach weiter Stufe um Stufe und unser Ziel ist der innere Raum vom Frieden.
Er ist wie eine innere beschützte Höhle, ein Raum der Stille, in den der Lärm vom Leben nicht eindringen kann. Es ist ein Raum, wo wir uns ganz sicher und ungestört fühlen können. Es ist unser Raum von der Kraft, von der Stärke und von der Sicherheit, Wir sind dort beschützt wie ein Embryo im Mutterleib. Wir können dort sein, wie wir sind. Wir müssen nichts verstecken, wir müssen uns nicht verstellen. Wir können einfach dasein, dasein und fühlen, wie dieser innere Friede uns umhüllt, wie eine warme Decke der ein warmer Mantel.
Shanti der innere Friede, Shanti der innere Friede, Shanti der innere Friede. Friedvoll stehen wir zu uns selbst, friedvoll stehen wir zur Welt. Wir tauchen jetzt einen guten Moment ein, in die Stille und verweilen in diesem inneren Frieden in uns selbst. Om Shanti, Shanti, Shanti, om.
Nach etwa 15 Minuten Stille und dem verweilen im inneren Frieden, schauen wir uns jetzt nochmals in diesem Raum vom inneren Frieden in uns um. Wir spüren in diesen Raum hinein und wir lassen uns ganz von seiner Schwingung erfüllen und umhüllen. Es gibt gar keine Grenze mehr vom diesem inneren Frieden und von uns selber. Alles darf Schritt für Schritt seinen Frieden finden. Alles darf Schritt für Schritt ins Verzeihen kommen. Wenn alle Gefühle dasein dürfen, wenn die Wellen der Gefühle sich ausdrucken dürfen, wenn die Wellen der Gefühle zu Ende fliessen dürfen, dann entsteht Ruhe, dann entsteht Friede, dann entsteht Gelassenheit. In dieser Gelassenheit können wir alles loslassen.
Erfüllt von diesem Frieden treten wir jetzt wieder unseren Rückweg an. Wir wandern wieder die Treppe hinauf. Schritt für Schritt kehren wir langsam zurück. Schritt für Schritt, und wir kommen langsam wieder zur Türe. Werfen nochmals einen Blick zurück in diesen inneren Raum. Von dem wir vielleicht lange nichts gewusst haben, dass er da ist. Aber jetzt wissen wir es, jetzt sind wir sicher, jetzt wissen wir es wirklich, dass es diesen unerschütterlichen Raum in uns selber gibt. Er ist unsere Zuflucht, er ist unsere Sicherheit, und wir können lernen immer wieder dorthin zurückzukehren und wir können lernen auch im aktiven Leben uns immer wieder an diesen Raum in uns zu erinnern. Es ist auch gut zu wissen, dass es keine Erschütterungen gibt, die diesen Raum erschüttern werden. Es ist der Raum vom Frieden, der Raum von der Sicherheit, der Raum der inneren Kraft und Stärke.
Um die Meditation abzuschliessen, können wir jetzt die Aufmerksamkeit wieder zurück auf unseren Körper und auf unseren Atem lenken, und zu diesem Raum in dem wir uns jetzt gerade befinden, und lassen uns noch einen Moment Zeit und spüren einen guten Moment nach.
Wir spüren, wie dieser Friede unseren ganzen Körper durchlebt und druchströmt. Wir spüren, dass wir begleitet sind von dem inneren Frieden, der eine Sanftheit in unser Herz hinein trägt, der unserem Herzen ein liebevolles Empfinden schenkt und uns ganz viel Kraft gibt hinauszugehen und alle Erfahrungen des Lebens zu erleben.
Sobald du dich bereit fühlst, bewege deinen Körper und öffne in deinem Rhythmus die Augen, schenke dir selbst noch eine Endentspannung und verweile noch einen Moment im edlen Schweigen und lasse die Mediation und den Frieden noch etwas auf dich wirken.
Das war nun also die letzte Lektion von diesen dritten Yogaleicht-Meditationskurses. Ich hoffe diese ersten sechs Verse vom ersten Kapitel der Yoga Sutras haben dir einen guten Einblick geschenkt in das Herz vom Yoga in die Meditation.
Gerne halte ich dich auf dem Laufenden, wie und wann genau es mit dem gemeinsamen Meditieren bei Yogaleicht wieder weitergehen darf, sobald ich mehr weiss betreffend Wiedereröffnung der Oasen-Türen und von dem Yogaleicht-Live-Unterricht.
Ich freue mich sehr auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen und bis dahin besuche immer wieder bei dir Zuhause deinen inneren Frieden.
Namasté Corinne
Quellenangabe: Inspiriert aus der Lektüre von Yoga Sutra – Der Yogaleitfaden des Patanjali (von H. Maldoner) und vom Praxisbuch – Meditation ist das Herz des Yoga (von Remo Rittiner und Martin Mittwede)